Kinder mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen brauchen oft Hilfsmittel, die das tägliche Leben erleichtern. Versorgt werden sie nicht nur von Ärzten oder Therapeuten, sondern auch vom Kinder-Rehatechniker. Doch was genau ist seine Aufgabe? Wir haben einen Experten für die Kinderversorgung begleitet.
Freitagmorgen, kurz vor 9 Uhr: Martin Bischoff fährt mit seinem Lieferwagen auf den Parkplatz des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Westbrandenburg in Potsdam. Er steigt aus, öffnet die Türen zum Laderaum und holt einen Kinderautositz, einen Reha-Buggy und ein Therapie-Dreirad heraus. Gleich beginnt die Hilfsmittelsprechstunde, die er hier jeden Monat zusammen mit Mitarbeiterinnen des SPZ abhält.
Martin Bischoff, 46, ist Rehatechniker mit Schwerpunkt Kinderversorgung und pädiVital Fachberater. Seit 26 Jahren ist er bei der Firma Maltry in Potsdam, vor etwa 12 Jahren hat er sich auf die Versorgung von Kindern spezialisiert. Nun ist er Tag für Tag in ganz Ostdeutschland unterwegs, besucht Kinder zu Hause, in Reha-Kliniken oder in Einrichtungen wie dem SPZ. Er berät bei der Wahl der richtigen Hilfsmittel und passt sie an die Bedürfnisse des Kindes an. Das Ausprobieren, der Gesetzgeber nennt es „Erprobung“, gehört immer mit dazu.
So auch heute. Im 1. Stock des SPZ empfangen ihn die Physiotherapeutinnen Sara Baum* und Christin Schuhmacher*. Die Begrüßung ist herzlich, man kennt sich. Vorab hat Martin Bischoff eine Übersicht eventuell notwendiger Hilfsmittel erhalten. Vier Namen stehen auf der Liste der Physiotherapeutinnen. Pro Kind ist eine Stunde eingeplant – „eine gute Versorgung“, weiß Bischoff, „braucht Zeit.“
Der erste Patient ist Piet*. Er ist drei Jahre alt, hat eine therapieresistente Epilepsie und testet gleich mehrere Hilfsmittel. Los geht‘s mit einem Reha-Faltbuggy. Auf den ersten Blick kaum von einem gewöhnlichen Kinderwagen zu unterscheiden, fallen bei genauerem Hinsehen zwei Extras auf: ein Abduktionskeil, um die Oberschenkel auseinanderzuhalten und ein 5-Punkt-Gurt, der das Kind stützt und sichert. Martin Bischoff fragt die Eltern nach Größe und Gewicht ihres Sohnes, dann wendet er sich direkt an Piet, um die Unterschenkellänge auszumessen. „Willst du auch mal messen?“, fragt er und zeigt dem Kind, wie man das Maßband per Knopfdruck wieder aufrollen kann. Piet klatscht begeistert in die Hände. „Da haben Sie ihm was gezeigt“, sagt die Mutter und lacht.
Nach Bedarfsermittlung, Erprobung und Modellauswahl hält der Kinder-Rehatechniker die Maße und notwendigen Zubehöre in Anpassbögen auf seinem Tablet fest. Den Auftrag übermittelt er direkt an die Kollegen im Innendienst – die Digitalisierung macht auch vor der Hilfsmittelversorgung nicht Halt.